Die Familiennamen Guckenbiehl, Guggenbühler u. ä. - Allgemeine Informationen

1.    Familien, die auf einem "Guggenbühl" lebten...

Familiennamen verbreiteten sich seit dem 12. Jahrhundert von Italien kommend zunächst in der Schweiz und dann im übrigen deutschen Sprachraum. Eine Quelle für Familiennamen war der Platz, an dem die Familie lebte. Wohnte die Familie z. B. abgelegen auf einem Berg oder Hügel, dann benannten sie sich oft nach diesem Berg oder wurden von anderen so benannt. Wir kennen das z. B. von Adelsgeschlechtern wie den Hohenstaufen Hohenstaufen) oder den Hohenzollern.

Wie wir weiter unten sehen werden, war "Guckenbiehl" oder "Guggenbühl" ein recht häufiger Name für Berge oder Hügel. Ja, der hintere Teil "biehl" bzw. "bühl" leitet sich her von mittelhochdeutsch "Bühle"; althochdeutsch "buhil". Beides bedeutet "Hügel".

Lebte nun z. B. ein Mann namens Hans auf einem Hügel namens Guggenbühl, dann konnte aus "dem Hans vom Guggenbühl" irgendwann "der Guggenbühler Hans" und schließlich "Hans Guggenbühler" werden. Gab es auf dem Guckenbühl gar einen Hof, dann wurde nicht selten auch dieser nach dem Hügel benannt. Und wurde aus dem Hof irgendwann eine größere Siedlung, dann konnte es sein, daß sie den Namen behielt.

Dies kann durchaus auf verschiedenen Hügeln vorgekommen sein, so dass heute eine Heidi Guggenbühler und ein Hans Guggenbühler nicht unbedingt gemeinsame Vorfahren haben müssen. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass Heidi Guggenbühler und Heiner Guckenbihl trotz unterschiedlicher Schreibweisen tatsächlich gemeinsame Vorfahren haben, die auf einem Hof auf demselben Guggenbühl lebten. Denn in der Vergangenheit konnten viele Menschen ihren Namen nicht buchstabieren. Bei Geburten, Taufen und anderen Urkunden blieb es so den Geistlichen oder den Beamten überlassen, wie sie den Namen aufschrieben, den man ihnen nannte. Und selbst wenn die Klienten ihren Namen buchstabieren konnten, dann kam es immer wieder vor, dass er trotzdem anders aufgeschrieben wurde, z. B. weil in der betreffenden Gegend eine andere Schreibweise üblich war. In den Archiven taucht der Name daher in verschiedenen Schreibweisen auf.

  • In der Pfalz:

    Guckenbiehl, Gukenbiehl, Guckenbühler, Gukenbühler, Gukenbühl, Kochenbinder, Guckenbiel, Gukenbühl, Gukenbiel

  • In der Schweiz und dem heutigen Baden-Württemberg:

    Guggenbühl, Guggenbühler, Guggenbül, Guggenbihl, Gungbügler, Guggenbiehler, Guggenbühel, Gugginbühl, Guggenbichler, Guggenbiller

  • Im Elsass:

    Guggenbuhl

Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts stabilisieren sich die Schreibweisen, als die Register genauer geführt und die Schulbildung der Leute besser wurden.

Die früheste Urkunde, die ich kenne und in der eine Familie Gungenbúhel erwähnt wird, wurde 1312 in der Baar verfasst, einer Landschaft nördwestlich des Bodensees. Die Familie wird auch in weiteren Urkunden des 14. Jahrhunderts genannt. Sie werden im Abschnitt Vorkommen in der Baar vorgestellt. 1345 taucht der Name dann in Uetikon am Zürichsee auf, wo auch heute noch Familienmitglieder leben. Auf diese Linie geht auch die Anfang des 19. Jahrhunderts im Elsass gegründete Linie zurück. In badischen Kirchenbüchern finden sich Einträge ab dem 17. Jahrhundert, im Raum Kaiserslautern dann ab 1733. Ob diese Linien ebenfalls auf Einwanderer aus der Schweiz zurückgehen, ist noch unklar. Sicher ist hingegen, dass im 19. Jahrhundert Familienmitglieder aus der Pfalz nach England und in die USA auswanderten.

2.    Wann wurde ein Hügel "Guckenbühl" genannt?

Auf diese Frage gibt es verschiedene Antworten, weil man "Gucken" bzw. "Guggen" auf mindestens zwei Arten herleiten kann. So nennt das von den Gebrüdern Grimm begonnene Wörterbuch ([Grimm und Grimm], Bd. 9, Sp. 1031-1038):

  • "Schreien wie der gugger oder guggauch", den alten Bezeichnungen für den Kuckuck.
  • Diese Bedeutung von "Gucken" sei zur damaligen Zeit (also Ende des 19. Jahrhunderts) noch im Oberdeutschen gebräuchlich gewesen, einer Dialektgruppe, zu der auch die alemannischen Dialekte gehören. Orte, an denen der Kuckuck rief, besaßen eine gewisse Bedeutung, denn das "Gucken" des Kuckucks wurde als Vorzeichen auf ein langes Leben gedeutet.
  • "Sehen, Schauen".

Für "Guggenbuhil" ergeben sich daraus die beiden Bedeutungen

Wie der nächste Abschnitt zeigen wird, gibt es viele Hügel, deren Namen eine Variante von "Guggenbühl" ist. Es ist also durchaus denkbar, dass einige davon eine gute Aussicht boten (oder immer noch bieten), während man auf anderen den Kuckuck rufen hören konnte.

3.    Wo gibt es Hügel oder Orte, die "Guckenbühl" oder ähnlich heißen?

Schwäbisch-alemannisches Sprachgebiet im 19. und 20. Jh.

Schwäbisch-alemannisches Sprachgebiet im 19. und 20. Jh. (Quelle: Wikipedia)

Die Form "-bühl" ist vor allem im alemannischen Sprachraum verbreitet, der sich von der Südpfalz und dem Elsass im Nordwesten bis zum Lech im Osten und dem österreichischen Bundesland Vorarlberg im Südosten, von Rastatt und Stuttgart im Norden bis ins Aostatal im Süden erstreckt. Im Sommer 2023 liefert eine Suche in geographischen Datenbanken wie Google Maps oder dem Geo-Informationssystem des schweizer Kantons Zürich Hinweise auf Hügel dieses Namens im gesamten alemannischen Sprachraum:

  • In der Südpfalz:
    • 66996 Ludwigswinkel, der Berg "Guckenbühl" südlich des Ortes;
  • im südlichen Baden-Württemberg:
  • in den schwäbischen Teilen Bayerns:
    • 87452 Altusried: die Straße "Am Guggenbühl";
    • 85298 Scheyern, Landkreis Pfaffenhofen: die Straße "Guckenbühl".
  • In der Schweiz, insbesondere im Kanton Zürich:
    • 8453 Alten, Kanton Zürich: Straße "Guggenbühl"
    • 8586 Birwinken, Kanton Thurgau: Straße "Guggenbühl" im Ortsteil Andwil
    • 9215 Buhwil, Kanton Thurgau: Straße "Guggenbühl"
    • 8953 Dietikon, Kanton Zürich: "Guggenbühlstraße"
    • 8586 Erlen, Kanton Thurgau: "Guggenbühlstraße"
    • 8442 Hettlingen, Kanton Zürich: Flurname "Guggenbühl"
    • 8308 Illnau, Kanton Zürich: Straße "Im Guggenbüel"
    • 9215 Kradolf-Schönenberg, Kanton Thurgau: Straße "Guggenbühl"
    • 8460 Marthalen, Kanton Zürich: Straße "Guggenbüelstrass"
    • 8932 Mettmenstetten, Ortsteil Rossau, Kanton Zürich:
      • Flurname "Guggenbüel"
      • Straße "Guggenbüelweg"
    • 8555 Müllheim: die Straße "Guggenbühl"
    • 8475 Ossingen, Kanton Zürich:
      • Flurname "Guggenbüel"
      • Straße "Guggenbühl"
    • 8911 Rifferswil, Kanton Zürich: Straße "Guggenbüel"
    • 9404 Rorschacherberg, Kanton St. Gallen: Straße "Guggenbüel"
    • 8478 Thalheim an der Thur, Kanton Zürich: Straße "Guggenbühl"
    • 8440 Thayngen, Kanton Schaffhausen: Straße "Guggenbüehlweg"
    • 8304 Wallisellen, Kanton Zürich: "Gugggenbühlstraße"
    • 8404 Winterthur, Kanton Zürich:
      • Stadtquartier 220 "Guggenbühl" in Oberwinterthur
      • Straße "Guggenbühlstraße"
      • Straße "Im Guggenbühl"
    • 6340 Baar, Kanton Zug: Straße "Guggenbüel"

    Auch bei 8272 Ermatingen muss es einen "Guggenbúhel" gegeben haben, er wird in einer Urkunde des St. Galler Stiftsarchivs erwähnt.

Während aus dem althochdeutschen "-buhil" im alemannischen Sprachraum "bühl" wurde, wurde es anderswo zu "-bichl" oder wie heute zu "-berg". Dies zeigt sich dann auch in den Gebieten, Orten und Straßen, die nach solchen Bergen benannt wurden. So listet Wikipedia im Sommer 2023 über 30 Orte und Ortsteile in Deutschland und Österreich mit Namen "Guggenberg" auf, weitere findet man in Südtirol und in Lothringen (der "Guckenberg" in 57410 Rohrbach-lès-Bitche). "Guggenbichl" heißen laut Wikipedia z. B. verschiedene Orte in Bayern und Österreich. Diesen Namen haben aber auch z. B. in Südtirol ein 1860 m hoher Nachbargipfel des Weißhorns und ein Aussichtspunkt über der Rienz nordöstlich von Brixen.