Die Namen Guckenbiehl, Gukenbiehl u.ä. in der Pfalz
Die meisten Menschen im heutigen Deutschland mit Namen Guckenbiehl, Guckenbiel, Gukenbiehl oder Gukenbiel sind Nachkommen von Sebastian Guckenbiehl und seiner Frau Maria Anna, geb. Bossong. Sie lebten auf dem Althütterhof südwestlich von Otterberg und werden in einer Liste der Einwohner von Otterberg und der zugehörigen Höfe von 1803 erwähnt. Philipp, einer der Söhne von Sebastian, wurde Förster. Seiner Geschichte ist Dieter Gukenbiehl nachgegangen. Laut einem ebenfalls von Dieter im Landesarchiv Speyer entdeckten Liquidationsprotokoll besaß Sebastians Sohn Anton noch 1835 Land auf dem Althütterhof. Noch 2011 besaßen Familienmitglieder Grundstücke auf dem Althütterhof. Am Ende des Abschnitts finden Sie Verweise zu Karten dieser Gegend aus dem 19. Jahrhundert. Von hier aus verbreiteten sich die Nachkommen in ganz Deutschland und um 1850 auch bis nach England und die Vereinigten Staaten.
Maria Anna Bossong starb am 1.5.1817. Wann sie geboren wurde, ist nicht ganz klar. Im Sterberegister ist als Alter 69 Jahre vermerkt, so dass es gegen 1748 gewesen sein müßte. Doch nach der Einwohnerliste von 1803 soll sie damals 48 gewesen also gegen 1755 geboren worden sein. Schließlich gibt es im Internet die Angabe, sie sei am 16.01.1753 in Neumehlingen als Tochter von Johannes und Maria Elisabetha Bossung getauft worden.
Geburtsort und -jahr von Sebastian sind ebenfalls nicht ganz klar. Die Einwohnerliste von 1803 nennt ihn 60 Jahre alt. Dagegen starb er laut Sterberegister am 12.04.1818 mit 73 Jahren, so dass er gegen 1745 geboren sein müßte. Als Vater wird im Sterberegister "Hector Guckenbiehl" genannt. Manches deutet jedoch darauf hin, dass dies nicht ganz stimmt.
Otterberg liegt etwa zehn Kilometer nördlich von Kaiserslautern. Eugen Reis, der aus Kirchenbüchern und Stadtarchiv alle dort für das 18. Jahrhundert erwähnten Namen zusammengetragen hat, nennt für den Namen "Guckenbühler" und die Varianten "Gockenbiller", "Gobbenbiger", "Kochenbinder" und "Kockenbier" nur drei Einträge. Zwei von ihnen betreffen einzelne Männer, die als Taufpaten erwähnt wurden: Wolfgang Guckenbühler 1743 in Trippstadt und Sebastian Guckenbühler 1739 in Hohenecken. Letzterer ist aber sicher zu alt, um mit dem 1803 auf dem Althütterhof erwähnten Sebastian identisch zu sein. Der dritte Eintrag bei Eugen Reis bezieht sich jedoch auf eine Familie: auf Christian Guckenbühler, seine Frau Maria Magdalena Sara und die drei Kinder Elisabetha, geboren 1744, Anna Margareta, geboren 1745, und den Sohn Sebastian. Dieses dritte Kind, das laut katholischem Kirchenbuch 1748 getauft wurde, ist meiner Meinung nach der gesuchte Sebastian.
Wie aber kommt es dann zu dem Eintrag "Hector Guckenbiehl" im Sterberegister? Ich denke, dass es sich dabei um den Fuhrmann Christian Hector handelt, der zum Stiefvater für Sebastian wurde. Denn Sebastians eigentlicher Vater Christian Guckenbühler muss kurz nach seiner Geburt gestorben sein, seine Mutter Maria Magdalena Sara wird laut Eugen Reis 1749 in den Stadtakten als Witwe genannt. Christian Hectors Frau hieß laut Reis Maria Sara, und seine Kinder wurden alle nach 1750 geboren: Maria Barbara 1751, Johannes 1754, Maria Magdalena 1756 und Maria Dorothea 1760. Es ist also gut möglich, dass Maria Magdalena Sara Guckenbühler nach dem Tod ihres ersten Mannes Christian Hector heiratete.
Man kann fast sicher annehmen, dass dieser bei Reis erwähnte Fuhrmann identisch mit jenem Christian Hector war, der laut einem wiederum von Dieter Gukenbiehl gefundenen Dokument zusammen mit Philipp Schutzmann seit mindestens 1765 Land auf dem Althütterhof gepachtet hatte.. 1771 war er Trauzeuge bei Sebastians erster Ehe mit Maria Anna Herbrand. Und Anna Margareta Huckenbieglerin vom Althütterhof, die am 24. Juni 1769 in Otterberg Johannes Jacobus Stifft heiratet, wird als Tochter von Christian Huckenbiegler bezeichnet.
Ich gehe daher davon aus, dass auch der 1803 auf dem Althütterhof lebende Sebastian Guckenbiehl ein Sohn von Christian Christian Guckenbühler und seiner Frau Maria Magdalena Sara ist und am 11. März 1748 in Kaiserslautern katholisch getauft wurde. Seine Taufpaten waren laut Kirchenbuch Sebastian Himmer und dessen Frau Maria Elisabetha, die außerhalb der Stadt auf der Wackenmühle lebten.
Was wissen wir von Sebastians Vater Christian Guckenbühler? Bisher ist unklar, ob er aus der Pfalz stammte oder vielleicht wie viele andere aus der Schweiz kam, angezogen durch die spätestens seit der Kurpfälzischen Religionsdeklaration von 1705 katholikenfreundliche Haltung in der Kurpfalz. In den von Eugen Reis ausgewerteten Akten wird er zum ersten Mal im Mai 1733 erwähnt. Er war Beisasse, besaß also nur eingeschränkte Bürgerrechte, und war am 04.11.1742 noch ledig.
Seinen Lebensunterhalt verdiente Christian Guckenbühler als "Meister der Bataverknechte". Damit wurden die Männer bezeichnet, die im Kaisrslauterer Wald Baumstämme schlugen und auf dem Wasserweg Richtung Holland transportierten, wo sie im Schiffbau verwendet wurden. Eichen aus dem Pfälzer Wald waren schon damals gesucht, da sie aufgrund des kargen Bodens langsam wachsen und daher besonders widerstandsfähig sind. Laut [Albert 1952] und [Albert 1969] verkaufte die Stadt Kaiserslautern zwischen 1697 und 1742 viele Stämme an die Holzhändlerfirmen Bartholomae und van der Wahl aus Wesel. Da van der Wahl auch Holz aus dem Schwarzwald bezog und es dort Familien namens Guggenbüler gab, könnte Christian Guckenbühler auch von dort her nach Kaiserslautern gekommen sein. Er und seine Leute hatten ein kleines Haus nördlich von Kaiserslautern nahe der Lauter, dort wo heute das Forsthaus Hahnbrunn (Photo) steht. Die sogenannten "Holländereichen" wurden im nahen Wald geschlagen und dann von Fuhrmännern wie Christian Hector zum Sammelplatz auf das Plateau transportiert, auf dem sich noch heute der "Ritschhof" oder "Rütschhof" befindet. Von hier aus ließ man die Stämme in die Lauter hinabrutschen und triftete sie dann über Glan und Nahe zum Rhein. Dort wurden sie zu Flößen zusammengebunden und rheinabwärts nach Holland gesteuert.
Laut [Albert 1952] fand der letzte Holzverkauf 1742 statt. Anschließend hatte Christian Guckenbühler offenbar Mühe, seine Familie zu unterhalten, denn im September 1747 gewährten ihm die Stadtoberen Unterstützung.. Im entsprechenden Vermerk wird er als " alter Mann" bezeichnet. 1750 schließlich wird seine Frau im städtischen Rechnungsbuch fü das Jahr 1749 als Witwe bezeichnet, die den Pachtzins von 10 Gulden, 50 Kreuzer für Wiesen im "Pfenn-Bruch" nicht bezahlen kann (siehe Abbildung). Das Pfenn-Bruch, ein Sumpfgebiet, das vom Pfennbach durchzogen wurde, befand sich wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Gartenschau-Geländes.
Links:
- Personen aus der Pfälzer Linie oder ihrer Seitenlinien
- Karten von Otterberg und Umgebung:
- Stadtplan von Otterberg von 1823 (13,5 MB); im Landesarchiv Speyer, Bestand W 41 - Katasterkarten (Pfalz) / Karte 2471 2: Beilage zum Klassifikationsplan Otterberg
- Stadtplan von Otterberg von 1833 (111 MB) (Otterberg: ad: N.W.I.II.22; Katasteraufnahme durch die Bayerische Königliche Steuerkatasterkommission 1833 / Katasteramt Kaiserslautern .... Carl Handwerk. Revid. Carl Wagner. Maßstab 1:2500.. - [Nachdr. d. Katasteruraufnahme-Blattes]. - Kaiserslautern, 1989.
- Katasterkarte von Otterberg und Umgebung von 1833 (49 MB) im Landesarchiv Speyer, Bestand W 41 - Katasterkarten (Pfalz) / Karte 2471 1 - Otterberg (BA Kaiserslautern, AG Otterberg)
- Dieter Gukenbiehl: "Sebastian vom Althütterhof und die Grünröcke unter seinen Nachkommen"
Anmerkungen
-
[Kaller 1981], Seite 511.
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siehe das Liquidationsprotokoll und seine Transkription in moderne Schrift.
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Allerdings soll sie nach diesem Eintrag Sebastian Guckenbiel erst in ihrem Todesjahr 1832 geheiratet haben.
-
[Reis 2000], Seite 307.
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[Reis 2000], Seite 328.
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Vgl. Faksimile und das zugehörige Transkript in moderne Schrift.
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Ratsprotokoll vom 4. Sept. 1747, Seite 216r ("r" steht für "Rückseite")